Erweiterung, Modernisierung und Sanierung der Hauptorgel der Marienkirche

Die große Orgel der Marienkirche wurde 1988/89 von der Firma Rieger mit 53 Registern auf 3 Manualen gebaut. Sie ist eine umfassende Konzertorgel im symphonischen Stil, was damals recht neu und durchaus nicht unumstritten war. Schnell hat sie sich den Ruf erworben, eine der herausragenden Orgeln Württembergs zu sein und hat viele Künstler aus aller Welt angezogen. Mit der Stadt Reutlingen gemeinsam wird seither der „Reutlinger Orgelsommer“ veranstaltet, aber auch in zahlreichen anderen Konzerten und Gottesdiensten bewies (und beweist) die Orgel ihren hohen Wert.

30 Jahre später stand nun die Ausreinigung und Sanierung der Orgel an, in diesem Zusammenhang haben wir uns ausführlich mit der Zukunft dieses Instrumentes befasst. Das seinerzeit kühne symphonische Konzept hat sich definitiv bewährt und ist heute Vorbild für die meisten Konzertorgeln weltweit. Diese vielseitige Klangwelt wollen wir weiterentwickeln durch eine deutliche Erweiterung der klanglichen Möglichkeiten.

Dabei herrschte von Anfang an Einigkeit darüber, dass das jetzige Instrument mit seiner hohen Qualität nicht „auseinandergenommen“ werden soll, die Erweiterung soll additiv erfolgen, d.h. das vorhandene Instrument bleibt bestehen und wird um ein separates Werk erweitert.

In der Ausschreibung an die Orgelbaufirmen wurden neben der Ausreinigung vier wesentliche Ziele vorgegeben:

  1. Modernisierung des Spieltisches und der elektronischen Steuerung
  2. Ergänzung großer 32‘-Pfeifen für das Pedal
  3. Ergänzung eines zusätzlichen Werkes, das den Farbreichtum stärkt und charakteristische Solostimmen enthält
  4. Ergänzung eines Schlagwerks

Vier renommierte Orgelbaufirmen wurden in einer sog. ergebnisoffenen Ausschreibung aufgefordert, hierfür ein Konzept und ein Angebot einzureichen. Dabei mussten auch Bedürfnisse des Denkmalschutzes (freier Blick auf die Rosette, Wahrung des historischen Prospektes) berücksichtigt werden.

Nach einem spannenden Auswahlverfahren fiel die Wahl auf die Firma Klais Orgelbau Bonn. Das Konzept überzeugte durch die geschickte räumliche Aufstellung und die große Klangvielfalt.

Die Orgel wird dabei um ein neues Orchestralwerk und große 32‘-Pfeifen im Pedal erweitert und wird dann 82 Register haben. Dabei wird das neue Werk in zwei sog. Schwellkästen in den Turmraum hinter der Orgel platziert. Diese sind diagonal dem Raum zugewandt, so dass die Rosette frei bleibt und eine gute Klangabstrahlung in den Kirchenraum erfolgt. Einige Soloregister (Schlagwerk und Klarinette) werden weiter vorne positioniert. Die großen Pedalpfeifen kommen liegend auf das Dach der Orgel.

Die Trennscheibe zu dem Turmraum wird entfernt, dafür wird der Raum klimatisch ertüchtigt, d.h. die Rosette bekommt eine Doppelverglasung und die Türen und Glockenlöcher werden abgedichtet.

Die Genehmigung des Denkmalschutzes liegt für das gesamte Projekt vor.

Dieses Projekt wird unsere ausgezeichnete Orgel deutlich aufwerten und begeistert schon jetzt viele Orgelfreunde in Reutlingen und auch außerhalb. Herr OB Thomas Keck hat sich sofort bereiterklärt, die Schirmherrschaft zu übernehmen.

Das Projekt ist mit knapp 900.000 EUR veranschlagt, die nach der Ordnung der Württembergischen Landeskirche durch Spendenmittel aufgebracht werden müssen.

Wir freuen uns sehr, dass schon so viel gespendet worden ist, aber wir brauchen auch weiterhin viel Unterstützung!